Ihr Zuhause wenn Sie nicht Zuhause sind .
Weißensee, 7 km vom historischen Stadtzentrum Berlins entfernt, liegt etwa 30 Meter über der Spree auf
der langsam gegen Nordosten ansteigenden Hochfläche des Barnim. 1313 wurde der Ort erstmalig urkundlich
erwähnt. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte er sich zu einer wichtigen Station neben dem westlich vom See
entlangführenden Handelsweg von Berlin nach dem Nordosten Brandenburg-Preußens (heutige Parkstraße).
Erst mit dem Bau der Berlin-Stettiner Eisenbahn 1842 verlor er an Bedeutung, so dass der in den Folgejahren
nicht an der Entwicklung teilnahm, die andere im Ring um Berlin gelegene Gemeinden auszeichnete.
Das änderte sich 1872 als Gustav Adolf Schön das Rittergut erwarb und es parzellierte. So entstand neben dem
alten Dorf der städtische Vorort, der 1905 mit der alten Gemeinde vereinigt und 1920 als Hauptteil des 18.
Verwaltungsbezirks in die Stadt Groß-Berlin aufgenommen wurde. Weißensee wurde so schon früh nicht nur
Wohnstätte für Tausende, sondern auch Ziel für Berliner, die dörfliche Idylle erleben oder sich einfach vergnügen
wollten. Das Etablissement Schloss Weißensee, auf dem Gelände des alten Gutes errichtet, wurde beliebtes
Ausflugziel vor den Toren der Stadt. 1874 bewarb sich der Berliner Fritz Kretschmer um die
Baugenehmigung für ein Kopenhagener Tivoli auf dem Grundstück Amalienstraße 1, das damals bis
zur Parkstraße und zur heutigen Plansche reichte. Ein Restaurant mit Tanzsaal, Gartentheater, Musikpavillon
am See und mehreren kleinen Bauten sollten entstehen. Im folgenden Jahr gelang nur die Fertigstellung des Restaurants
(heute Kinderhaus „Honighut“), dann führte mehrmaliger Wechsel der Bauherren schließlich zur endgültigen
Einstellung des Vorhabens. Man darf annehmen, dass die erfolgreiche Entwicklung des Schlossrestaurants
den Konkurrenten den Atem genommen hatte. 1884 wurde das schon vorher geplante Gartenhaus als
Fachwerkbau errichtet, in der Folgezeit diente es den Eigentümern als Erholungsstätte direkt am See. 1905
erwarb die Gemeinde Schloß und Park sowie den bisher privaten Geländestreifen am West- und Nordufer
des Sees und eröffnete den Volkspark. Aus dem Gartenhaus wurde 1913 eine Milchverkaufsstelle, die
Produkte aus dem gemeindeeigenen Kuhstall im Säuglingskrankenhaus an der heutigen Hansastraße anbot.
Damit entstand der Name Milchhäuschen. In den Folgejahren wurde daraus eine Gaststätte, die mit wechselnden
Namen – sie ist auch als Eierhäuschen bekanntgeworden – Bestand hatte. Sie überlebte das Schloss, das
nach dem Brand von 1919 nur noch als Name existierte, und auch seine Nachfolger.
1965 jedoch musste über das in leichter Bauweise errichtete Haus schließlich noch das entgültige Urteil gesprochen
werden. Seine weitere Erhaltung war nicht möglich. Der Neubau, 1976 fertiggestellt, lädt seither zum Verweilen
ein. Die durch juristische Probleme nach 1990 erzwungene lange Schließung ist heute überwunden,
die Gäste können wieder auf der Terrasse sitzen oder vom Innenraum durch die großzügig gestalteten Fenster
blicken. In der warmen Jahreszeit, die Fontäne vor Augen, im Winter die – hoffentlich – schneebedeckte und
zugefrorene Fläche des Sees. Der Weiße See ist wieder um eine liebenswerte Einrichtung reicher geworden.
Familie Wachenbrönner
Berlin-Weißensee, 1995
Kleine Geschichte des Milchhäuschen am Weißen See
Die Geschichte des Milchhäuschens
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